Wald

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Freitag, 7. März 2014

Ein Versuch des Geldkreislaufs

Ein irritierender Titel? Nun ja sei's drum, ich wollte unbedingt einen Genitiv einbauen.
Heute nutze ich, wie so oft, meine Mittagspause und eile in die nahegelegene Einkaufspassage, um mir für wenig Geld ein bisschen Essen zu kaufen, was folgerichtig auch wenig-lange satt macht. Auf dem Weg zur Drehtür wackelt eine, bereits im Augenwinkel aufdringlich anmutende, ältere Frau auf mich zu. Braune Klamotten, irgendwie lumpig, das Gesicht wettergegerbt,verbissen und... wie heißt das Wort? Abgestumpft? Jedenfalls: auf mich zu. Oh nein, geh weg, lass' mich in Ruhe. Und warum überhaupt ich? Hier laufen hunderte Leute rum! Sehe ich etwa aus, als hätte ich Geld?
Sie brabbelt im Näherkommen etwas vor sich hin und hält mir die Hand entgegen. Aus den Wortbruchstücken höre ich nur irgendwas mit "Mama" heraus. Bitte? Nein, ernsthaft. Natürlich bist du arm dran, wir sind alle arm dran. Allerdings bin ich mit meinem eigenen Arm-dran-sein vollends ausgelastet. Ich will mir keine Gedanken über solche Leute machen und ich tu' es eigentlich auch nicht. Bis auf den immer wiederkehrenden gedanklichen Wunsch, mit ihnen nichts zu tun haben zu wollen.
Oje, jetzt schreien sie wieder auf, die politisch Korrekten. Diese Leute seien doch auch Menschen. Mit eigener Geschichte, womöglich einer Familie, Wünschen und Träumen. Diese Leute in eine Schublade zu stecken, pfui, ein no-go. Gebraucht man dann noch Begriffe wie "Bettel-Banden", "Bettel-Mafia" oder, und dieses Wort darf man wegen der political correctness ja eigentlich nicht einmal denken "rumänische Bettel-Mafia"..., dann wird es brisant, wenn nicht zu sagen grenzwertig. Für die, die moderaten, politisch Korrekten. Für mich nicht. Mir ist es egal, wo derjenige herkommt, der mich anbettelt. Ich will nicht angebettelt werden. Punkt. Meiner Meinung ist diese Art von Gleichgültigkeit auch das Gegenteil von Rassismus. Egoismus, Misanthropie? Auf jeden Fall. Aber Rassismus? Wenn jeder auf der Welt sein Gegenüber aufgrund seines Handelns und nicht seiner Herkunft oder seines Glaubens behandeln würde, sähe es auf dieser Welt sicherlich anders aus. Besser.
Ich gehe also, ohne eine Miene zu verziehen, weiter. Natürlich hat es nichts mit der Frau persönlich zu tun. Ich bin in diesem Punkt sehr untendenziös: ich will von niemandem angesprochen werden. Egal von wem nicht. Wenn ich hungrig zum Essenholen hetze, will ich weder etwas von meinem ohnehin wenigen Geld abgeben, noch Tulpen kaufen, weil gerade zufällig Valentinstag oder Rosenmontag oder sonst etwas ist. Ich möchte auch bei keiner Radio-Umfrage mitmachen oder meine Daten bei einer Unterschriftenaktion für irgendetwas hergeben. Danke.
Ohnehin gewinne ich oft den Eindruck, dass gerade Leute ohne Geld gezielt von denjenigen mit noch weniger Geld um eben jenes gebeten werden. Und dies nicht immer freundlich. Vor Billig-Penny um die Ecke, wo Alkis sich für Pfandgeld Billig-Schnaps kaufen oder man mal ausnahmsweise hingeht, um sich mit schlechtem Gewissen für 55 Cent einen Billig-Liter-Milch zu kaufen, weil auf dem Konto gerade noch genug Geld für die bald anstehende Miete ist. Und warum werden solche Leute angebettelt? Weil die Reichen reich sind und kaltschnäuzig und sowieso nichts geben? Vermutlich. Vermutlich sind sie genau deshalb auch reich. Doch deswegen sind die Armen trotzdem nicht weniger geizig.
Ein Fazit oder gar eine Lösung habe ich leider nicht parat.

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